Due Diligence
 

Die oben vorgestellte Bierdeckelformel: "Jahresgewinn mal X" hat zwei Multiplikatoren.

X wird zwischen dem Verkäufer und dem Käufer ausgehandelt.

Der Jahresgewinn sollte aber näher betrachtet und analysiert oder geprüft werden:

Gewinn vor oder nach Steuern? Mit oder ohne Sonderposten? Mit oder ohne außerordentliche Erträge? Mit oder ohne Sondereffekte? Ist der Gewinn nachhaltig erzielbar? Bestehen Steuerrisiken, wann war die letzte Betriebsprüfung, Bericht, Mehrergebnisse? Wie ist die Forderungsstruktur, drohen Ausfälle? Wie ist das Produktportfolio? Bestehen Patente, Restlaufzeiten? Altersstruktur der Belegschaft? Konkurrenzsituation? und und und.

Je simpler die Formel der Wertberechnung, desto genauer sollten die Eingangsvariablen verifiziert werden.

Im Ergebnis läuft dies auf die Abarbeitung von riesigen Checklisten hinaus, deren Inhalte sind in der Fachliteratur umfangreich beschrieben und diese soll hier nicht abgeschrieben werden.

Die Finanzdaten und gewisse juristische Eckpunkte sind "unsere Prüfhoheit", für diese stehen wir gerade und sind hier auch gut versichert.

Die betriebswirtschaftlichen Einzeldaten aber können oft sehr gut von der Käuferfirma selber und mit eigenen Leuten erfragt werden. Die Käufer kennen die eigenen Stärken und Schwächen und den "Markt", zur Not können wir gewisse betriebswirtschaftliche Marktdaten ermitteln oder vermitteln.

Ein Beispiel ist hier eine von uns moderierte Due Diligence Prüfung eines Allgemeinkrankenhauses durch ein anderes Allgemeinkrankenhaus. Am Tag der "DuDi" kam unser Team und die gesamte Krankenhausleitung und alle Chefärzte in das Zielhaus. Jeder wusste, was zu erfragen war, alle hatten vorbereitete Fragebögen (heute besser: Laptops oder Handhelds oder Notebooks) und checkten die Spezifika ihrer eigenen Parallelabteilung ab, dies sofort bei den fachkundigen Leuten vor Ort. Die RGW kümmerte sich im Data-Room um die Jahresabschlüsse, Arbeitsverträge, Pensionszusagen, Kassenunterlagen/-abrechnungen, Geräteinvestitonen, etc.

Im Ergebnis kamen fast alle Abteilungen ... und wir zu der Erkenntnis, dass dieses Haus lieber die Mitbewerber modernisieren und neustrukturieren sollten: bei etwa gleicher Struktur und Patientenzahl/anno das Doppelte an Personal (bei oft schlechteren Gehältern), einen dreifachen Krankenstand, höhere Infektionsraten, keine Kinderintensiv und einen Investitionsbedarf im dreistelligen Millionenbereich.

Die DuDi erbrachte eine vom gesamten Haus getragene Entscheidung, den Aufwand nicht zu betreiben und die Erkenntnis, dass man selber nicht ein potentielles Opfer der großen Krankenhauskonzerne (von denen einer zum Zuge kam) sei. Der eigene andauernde Arbeits- und Verbesserungsaufwand wurde allen Mitarbeitern "life" als sinnvoll vor Augen geführt.

Die durch uns erarbeitete und vorbereitete Struktur der DuDi vermag, ein ganzes Unternehmen - in einem (langen) Tag - aus allen Aspekten zu durchleuchten und bis zu einer Entscheidungsreife die Determinanten eines Angebotes (oder eben nicht) vollständig zu ermitteln.

Unser Mandant (ein privates Krankenhaus in dem Rechtskleid der GmbH) investierte hier erheblichen Zeit-, Organisations-, Reise- und Geldaufwand um zu dem Ergebnis zu kommen: "no, lohnt sich nicht". Dieser Aufwand war aber nicht vergeblich:

- Mittlerweile ist in der Rechtsprechung anerkannt (LG-HH, 315 O 89/13), dass es auch auf Seiten der Käufer Sorgfaltspflichten gibt. Diese sind nach dem Recht der Kaufleute zu beurteilen, können also erheblich sein. Wenn hiergegen verstoßen wird, entfallen eventuelle Schadensersatzansprüche/Rückzahlungspflichten und der Kauf wird zum finanziellen Desaster.

- Hier kommt eventuell der Geschäftsführer/die Geschäftsführung der übernehmenden Gesellschaft über Sorgfaltsverletzungen in eine persönliche Haftung.

- In dem (seltenen) entschiedenen Fall ging es um mehrstellige Millionenbeträge. Durch eine schlechte Gestaltung des (englischsprachigen) Vertrages und mangelnder Due Diligence (nur Red-Flag-DuDi) kam es nicht nur zum Totalverlust des Kaufpreises, auch die übernommene Zielgesellschaft ging in Insolvenz.

- Sicher hatte die übernehmende Gesellschaft beim Kauf Geld (und Zeit) gespart. Das zehn- oder hundertfache der "Ersparnis" war aber das Volumen des Gesamtverlustes.